Eine Vielzahl an Krankheitsbildern erfordert eine Tracheotomie. Der Umgang mit tracheotomierten PatientInnen stellt daher eine wichtige Aufgabe der Pflege dar. Neben der Kanülierung und dem Kanülenwechsel erfordert das endotracheale Absaugen spezielles fachliches Wissen. Denn: Eine unhygienische Arbeitsweise kann zu lebensgefährlichen Komplikationen führen! Wertvolle Tipps für die Pflegepraxis rund um das Thema endotracheales Absaugen erfährst Du jetzt.
So oft wie nötig, so wenig wie möglich
Endotracheales Absaugen erfolgt nicht in festgelegten Zeitintervallen, sondern bei gegebener Notwendigkeit. Diese kann sich aus folgenden Beobachtungen ergeben:[1]
- Hörbare rasselnde Atemgeräusche durch Sekret in den Atemwegen, das nicht selbständig abgehustet werden kann
- Im Rahmen der Sekretmobilisation (z. B. nach Inhalation, Umlagerung, Mobilisation)
- Bei Verdacht auf Aspiration oder Undichtigkeit des Cuffs
- Bei entblocktem Cuff (z. B. vor Extubation oder bei Lageveränderung von Tubus oder Trachealkanüle)
Denke daran: Je häufiger Du absaugst, desto mehr werden die Schleimhäute gereizt und desto stärker wird dadurch die Sekretproduktion!
Aseptisches Vorgehen
Um Infektionen der Atemwege zu vermeiden, wird ein aseptisches Vorgehen vorausgesetzt. Das bedeutet:[2]
- Hygienische Händedesinfektion
- Schutzhandschuhe
- Es wird ein steriler Absaugkatheter genutzt, der nach Gebrauch direkt verworfen wird
- Sterile Einmalhandschuhe für die katheterführende Hand, um eine Kontamination vor dem Einführen in die Trachea auszuschließen
- Um tiefliegendes Sekret aus den kleineren Bronchien in die Hauptatemwege zu befördern, werden die PatientInnen vor dem direkten Absaugvorgang zum Husten animiert
- Der Absaugkatheter wird vorsichtig und nicht gegen Druck bis zum Ende der Kanüle bis kurz darüber hinaus eingeführt
- Der Katheter wird ohne Sog eingeführt und unter Sog in drehenden Bewegungen herausgezogen
- Die Dauer des Absaugens sollte sich auf 10 – 15 Sekunden beschränken, um die Belastung der PatientInnen so gering wie möglich zu halten
- Am Ende wird der Absaugschlauch mit keimarmem Wasser gespült und der Einmalkatheter entsorgt
Nachbereitung
Während und nach dem Absaugvorgang ist insbesondere auf die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung der PatientInnen zu achten. Ebenso wird das Trachealsekret nach Menge, Farbe und Geruch bewertet und die Maßnahme dokumentiert.[3]
Psychosoziale Betreuung
Für PatientInnen ist der Absaugvorgang äußerst belastend. Erstickungsängste und die starke Abhängigkeit von Dritten können zu starken Stressreaktionen führen. Es ist daher wichtig, den PatientInnen empathisch entgegenzutreten und Ängste anzusprechen. Falls möglich, kann die Pflegekraft nach ärztlicher Absprache eine Schulung für die PatientInnen und deren Angehörige zum selbständigen Absaugen anbieten.[4]
Komplikationen kennen und vermeiden
Folgende Komplikationen können auftreten:[5]
- Hypoxie
- Bradykardie/Herzrhythmusstörungen durch Vagusreiz
- Tachykardie durch Stress
- Verletzungen der Trachealschleimhaut durch zu tiefes oder gewaltvolles Einführen
- Würgen, Übelkeit, Erbrechen
- Extubation/Dekanülierung durch einen zu starken Hustenreiz
- Keimverschleppung durch eine unhygienische Arbeitsweise
Vor jedem Absaugen sollte das Absauggerät auf die Funktionstüchtigkeit getestet werden. Achte darauf, alle Materialien und Notfallequipment griffbereit in der Nähe zu haben. Wenn möglich, ist eine zweite Person dabei, die Dir beim Absaugvorgang assistiert und wichtige Vitalzeichen (Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz) im Blick hat. Je nach Situation der PatientInnen kann eine Präoxygenierung sinnvoll sein, um eine absaugbedingte Hypoxämie zu verhindern.[6]
Fazit: Der Absaugvorgang als ganzheitliche Pflegemaßnahme
Das Gefühl, keine Luft zu bekommen, wünscht man keinem. Daher ist ein schnelles und professionelles Handeln bei einem notwendigen Absaugvorgang wichtig. Mit der Einhaltung der hygienischen Standards und einer empathischen Arbeitsweise schaffst Du es, dass sich Deine PatientInnen trotz der Umstände sicher fühlen.
Du möchtest mehr über das Thema Tracheotomie erfahren? Dann schau Dir doch mal unseren Blogartikel Der Luftröhrenschnitt an.