Bei Notfällen, geplant oder im Rahmen einer intensivmedizinischen Überwachung und Beatmung, stehen Tracheotomien an der Tagesordnung. Tracheotomierte PatientInnen benötigen dabei eine intensive Betreuung und Überwachung: Von der richtigen Pflege bis hin zum Kanülenwechsel sind die pflegerischen Tätigkeiten breit gefächert. Was genau ein Tracheostoma ist, wie Du es versorgst und was besonders zu beachten ist, erfährst Du hier.
Tracheotomie ist nicht gleich Tracheotomie
Je nach Indikation unterscheidet sich auch die Art der Anlage eines Tracheostomas. Neben Notfällen, indiziert durch ödematöse, entzündete oder angeschwollene obere Atemwege, bei Intubationsschwierigkeiten oder bei fortschreitenden Erkrankungen wie COPD oder ASL kann eine Tracheotomie notwendig sein. Die wichtigsten Arten der Anlage sind folgende:
- Dilatationstracheotomie: Hierbei wird die Trachea von außen punktiert. Die Punktionsstelle wird dann so weit aufgedehnt, bis die Öffnung groß genug ist, um die Trachealkanüle einführen zu können.
- Konventionelle Tracheotomie: Diese Anlage wird auch chirurgische Tracheotomie genannt. Es werden die einzelnen Hautschichten chirurgisch geöffnet und die Wundränder entsprechend vernäht. Die entstandene Öffnung ist sehr stabil und kann sich nicht spontan verschließen oder kollabieren, wie es bei der Dilatationstracheotomie passieren kann.
- Koniotomie: Diese Art der Anlage wird nur im Notfall durchgeführt. Können PatientInnen mit Atemstillstand weder intubiert noch über eine Maske beatmet werden, wird eine kleine Beatmungskanüle durch das Ligamentum conicum – zwischen Ringknorpel und Schildknorpel – in die Trachea eingeführt.
Bei tracheotomierten PatientInnen muss zwingend ein Notfall-Set in Bettnähe bereitliegen. Dies sollte einen Trachealspreitzer, Ersatzkanülen, einen Cuffdruckmesser und Haltebänder beinhalten, um bei akuter Atemnot oder dem Herausrutschen der Kanüle direkt handeln zu können.
Folgen für die PatientInnen
Nicht nur der erhöhte Pflegeaufwand, auch körperliche Einschränkungen und psychosoziale Hindernisse können für PatientInnen eine enorme Belastung darstellen. Die Auswirkungen für PatientInnen sind vielfältig:
- Vermehrte Trachealsekretbildung bei Neuanlage fordert ein ständiges Abhusten, das anstrengend ist und Schmerzen hervorrufen kann
- Trachealsekreteindickung im Verlauf erschwert das Abhusten und kann zu Atemnot führen
- Ängste und Sorgen bezogen auf die neue Situation
- Eventueller Wegfall des Sprachvermögens
- Wegfall der Nasenfunktion (Riechen, Befeuchten, Filtern und Anwärmen der Atemluft)
- Ekel vor dem Sekret
- Angst vor der Reaktion des sozialen Umfelds
- Überforderung
Innenkanüle, Cuff & Co.
Ebenso wie es unterschiedliche Anlageformen gibt, gibt es auch verschiedene Arten von Kanülen. Die wichtigsten Besonderheiten sind folgende:
- Kanülen mit Inlett: Diese Art von Trachealkanüle besteht aus einer Außen- und einer Innenkanüle. Die Innenkanüle (Inlett) ist mit einer Arretiervorrichtung in Höhe der Halteplatte an der Außenkanüle befestigt und hat den Vorteil, dass bei Verunreinigungen durch Trachealsekret nicht die gesamte Kanüle gewechselt werden muss, sondern lediglich die Innenkanüle.
- Phonationskanülen: Wenn der Patient bzw. die Patientin spontan atmet und der Kehlkopf erhalten ist, kann eine Sprechkanüle angebracht werden. Dabei ermöglicht ein Ventil die Inspiration durch die Kanüle; bei der Exspiration verschließt sich diese. Die Ausatmungsluft entweicht durch eine Fensterung im äußeren Bogen der Kanüle über den Kehlkopf und ermöglicht das Sprechen.
- Kanüle mit Cuff: Ein Cuff ist eine Manschette im unteren Drittel der Kanüle, der mit Luft gefüllt ist. Er hat die Aufgabe, die Trachea abzudichten. Diese Art von Kanülen mit Cuff werden auch geblockte Kanülen genannt und bei tracheotomierten PatientInnen mit Schluckstörungen oder zur Langzeitbeatmung eingesetzt. Der Cuffdruck wird konstant bei 20 – 25 mbar gehalten und alle sechs Stunden mit einem Cuffdruckmesser kontrolliert. Ist der Cuffdruck zu niedrig, kann es zu Aspirationen kommen. Ist der Cuffdruck zu hoch, kommt es zu ischämischen Druckschäden an der Trachealschleimhaut.
Reinigung und Pflege
Ziel der Pflege ist es, das Tracheostoma sauber und trocken zu halten und Hautläsionen zu vermeiden. Hautreizungen und -mazerationen sind ein häufiges Risiko bei tracheotomierten PatientInnen, da Speichel, Trachealsekret oder mechanische Reize durch die Kanüle oder das Halteband zu Problemen führen können.
Beachte folgendes bei der Reinigung und Pflege eines Tracheostomas und der Trachealkanüle:
- Das Tracheostoma wird regelmäßig mit einer Kochsalz- oder Ringerlösung gereinigt.
- Nutze eine sterile Schlitzkompresse zwischen Halteplatte der Kanüle und Haut des Patienten bzw. der Patientin. Damit wird der Druck der Halteplatte gemindert und das Sekret aufgenommen. Benutze niemals eine zugeschnittene Mullkompresse als Ersatz für eine Schlitzkompresse: Einzelne Mullfäden könnten sich lösen und in das Tracheostoma gelangen.
- Der Verbandswechsel erfolgt unter aseptischen Bedingungen und mindestens zweimal täglich. Das bedeutet: sterile Handschuhe und sterile Kompressen zur Reinigung. Eine erhöhte Sekretmenge kann einen engeren Verbandswechselrhythmus erfordern. Sobald die Trachealkompresse durchnässt ist, muss sie neu verbunden werden.
- Achte darauf, dass das Halteband nicht zu eng sitzt, um Druckstellen zu vermeiden.
- Ist die Haut gereizt, können spezielle Wundschutzcremes helfen, einen Schutzfilm zwischen Haut und Flüssigkeit aufzubauen. Zinkpaste oder fetthaltige Cremes sind hingegen tabu: Sie weichen die Haut auf und machen sie empfindlicher.
- Bei Entzündungszeichen sollten Schleimhautdesinfektionsmittel verwendet werden.
- Für die Reinigung der Kanüle gibt es spezielle Bürsten und Reinigungspulver.
- Achte während der Pflege unbedingt auf den korrekten Sitz der Trachealkanüle, da Reizungen der Trachea einen starken Hustenreiz bei den PatientInnen auslösen können, wodurch bei mangelnder Fixierung der Kanüle das Risiko für eine spontane Dekanülierung steigt.
- Denke an die Kontrolle des Cuffdrucks, sofern ein Cuff vorhanden ist.
- Die Mund- und Nasenpflege muss regelmäßig erfolgen, da die Funktionen durch die Tracheotomie eingeschränkt sind. Die Befeuchtung der Nasenschleimhaut mit Kochsalzspray und die antiseptische Mundpflege dienen der Infektionsprophylaxe. Sogenannte „feuchte Nasen“ ahmen die Anfeuchtung der Atemluft nach und können als Aufsatz auf die Trachealkanüle aufgesetzt werden.
Fazit: Sicherheit im Umgang muss erlernt werden
Die Anlage eines Tracheostomas ist für PatientInnen ein großer Einschnitt in die Lebensqualität. Umso wichtiger ist eine kompetente und empathische Pflege. Neben der psychosozialen Betreuung und der Beobachtung der Wundumgebung ist auch die Pflege des Tracheostomas und der Trachealkanüle Teil pflegerischer Aufgaben. Schulungen und Anleitungen können Dich dabei unterstützen, Sicherheit im Umgang mit Trachealkanülen zu erlangen.