Drainagen richtig versorgen

Praxistipps zu den wichtigsten Drainagesystemen der Allgemein- und Viszeralchirurgie

Drainagen dienen dem Sekretabfluss aus Wundhöhlen oder dem Operationsgebiet. Die direkte Verbindung in sensibles Operations- oder Wundgebiet macht eine einwandfreie hygienische und fachliche Handhabung erforderlich, um Komplikationen und Infektionen zu vermeiden. Die Anforderungen an pflegerisches Personal sind hoch, wenn es um die professionelle Versorgung von Drainagen geht. Welche Arten von Drainagen es in der Allgemein- und Viszeralchirurgie gibt, was die pflegerischen Besonderheiten sind und welche Tipps Du in Deiner Pflegepraxis umsetzen kannst, erfährst Du hier.

Innere vs. äußere Drainage

Es gibt verschiedene Drainagesysteme, die je nach Einsatzgebiet spezifische Anforderungen erfüllen müssen. Wir konzentrieren uns auf Drainagesysteme, die häufig in der Allgemein- und Viszeralchirurgie genutzt werden. Man unterscheidet:[1]

Innere Drainagen

Diese dienen der Ableitung innerhalb eines Organs oder zwischen zwei Organen bzw. zur Schienung eines verengten Gangsystems im Körperinneren. Sie verbleiben in der Regel dauerhaft im Körper. Ein Beispiel für eine innere Drainage sind endovaskuläre Stents bei Koronararterienstenose, die eine Engstelle der Koronararterien wieder durchgängig machen und im Körper verbleiben.

Äußere Drainagen

Diese Art der Drainagen begegnet Pflegekräften häufiger im Pflegealltag. Sie dienen zur Ableitung von Sekret, Flüssigkeitsansammlungen oder Luft aus dem Körperinneren nach außen.

Drainage
Foto: Shutterstock/Cristian-Storto

Äußere Drainagen sind temporär angelegt und werden differenziert in:

  • Offene Systeme: Hierbei erfolgt die Ableitung per Schwerkraft über einen Schlauch oder eine Gummieinlage in den Verband.
  • Halboffene Systeme: Die Ableitung erfolgt in einen Beutel oder Flaschen, die steril mit dem System konnektiert sind und regelmäßig gewechselt werden müssen. Es gibt sowohl Schwerkraftsysteme als auch Systeme mit Sog.
  • Geschlossene Systeme: Die Ableitung erfolgt per vakuumbedingter Sogwirkung direkt in ein Reservoir (Flasche oder Beutel), das fest mit der Drainage verbunden ist.

Die Basics für den Umgang mit Drainagen

Es gibt allgemeingültige Prinzipien, die Pflegenden bei dem richtigen Umgang mit Drainagen unterstützen:[2]

  • Bei Schwerkraftdrainagen wird der Beutel immer unter Patientenniveau befestigt
  • Auffangflaschen oder -beutel werden steril mittels Non-Touch-Technik gewechselt
  • Das austretende Sekret wird beobachtet auf: Menge, Aussehen, Konsistenz, Beimengungen, ggf. Geruch
  • Zusätzlich wird die Austrittsstelle und das umgebenden Hautareal auf Entzündungszeichen oder Irritationen kontrolliert
  • Der Drainageschlauch wird auf Durchgängigkeit kontrolliert, da bei einer Verlegung oder Verklumpung Sekretstau droht
  • Bei der Befestigung des Drainageschlauchs wird darauf geachtet, dass dieser nicht auf Zug ist, der Schlauch nicht abgeknickt ist und der Patient bzw. die Patientin nicht auf dem Schlauch liegt
Drainage
Foto: Shutterstock/AnRevel
  • Der Patient bzw. die Patientin wird über die korrekte Handhabung informiert
  • Ein Verbandswechselintervall alle 48 – 72 Stunden ist ausreichend. Bei Verschmutzung, Durchnässung oder Ablösung des Verbands wird dieser sofort gewechselt.[3]
  • Die Sekretausflussmenge wird bilanziert
  • Auffälligkeiten werden direkt dokumentiert und mit dem ärztlichen Personal besprochen. Du bist Dir unsicher, was genau in der Dokumentation stehen muss? Dann haben wir einen weiteren spannenden Artikel für Dich auf unserem Blog: die perfekte Dokumentation.

Die wichtigsten Drainagesysteme in der Allgemein- und Viszeralchirurgie

Drainage Beschreibung Indikation Besonderheiten bei der Pflege
Redon-Drainage

 

Geschlossenes Drainagesystem. Eine Auffangflasche ist direkt an die Drainage angeschlossen und wird entweder mit oder ohne Sog genutzt. Das Vakuum der Auffangflasche baut dabei eine permanente Sogwirkung auf. Ist dies nicht gewünscht, wird das Vakuumbalg mit einer sterilen Kanüle mit aufgesetztem Mikrofilter punktiert. Aktives Absaugen von Blut und seröser Flüssigkeit aus Wundhöhle; kann subfaszial, subkutan oder intraperitoneal eingebracht werden. Die Auffangflasche wird unterhalb des Austrittsniveaus der Drainage befestigt. Beim Wechsel der Flasche wird auf eine sterile Arbeitsweise geachtet. Sekretmenge und -farbe werden mehrmals täglich kontrolliert.
T-Drainage

 

T-förmige Drainage, die in den Gallengang eingelegt wird. Die Ausleitung erfolgt über die Bauchdecke. Zur Entlastung der Gallengänge bei Gallenblasen- oder Leberoperationen. Die Sekretmenge wird regelmäßig kontrolliert. Bevor die Drainage entfernt wird, wird sie zeitweise abgeklemmt.
Easy-Flow Drainage

 

Passive Drainage ohne Sog, bei der durch Kapillarwirkung das Sekret aus der Wunde in den Verband steigt. Bei Abszesseröffnung oder Wundhöhlen zur Ausleitung von Sekret. Ein regelmäßiger Verbandswechsel ist indiziert, um einer Mazeration vorzubeugen. Ebenfalls werden das Sekret und die Hautumgebung auf Auffälligkeiten wie Verklumpung, Reizung oder Mazeration beobachtet.
Jackson-Pratt-Drainage

 

Weiche, flexible Silikonflachdrainage mit einem perforierten Ende, das mit einem 100-ml-Unterdruckbehälter verbunden ist. Dieser verfügt über ein Einwegventil, das über Handdruck komprimierbar ist. Luft und Sekret können über zweite verschließbare Öffnung entweichen. Einsatz bei empfindlichen Strukturen, z. B. in der Neurochirurgie. Der Flaschenwechsel wird unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Der Sog wird nach Anordnung mit der Handpumpe erzeugt.
Spül-Drainage

 

Drainage mit zwei Schenkeln, um Spüllösung einzubringen und abzuleiten. Bei infizierten Wunden zur intermittierenden oder kontinuierlichen Spülung. Die einlaufende Spülflüssigkeit und das ablaufende Sekret werden beobachtet und bilanziert. Wird der ableitende Schenkel abgeklemmt, verbleibt die Spüllösung länger in der Wunde.

[4]
 

Komplikationen

Drainagen bieten für Mikroorganismen und Bakterien einen bequemen Weg, um in Wunden zu gelangen. Eine hygienisch einwandfreie Handhabung ist für die Patientensicherheit und Infektvermeidung unabdinglich. Wird unsauber gearbeitet, können folgende Komplikationen die Folge sein:[5]

  • Aufsteigende Infektionen: Die Drainage ist ein Fremdkörper im menschlichen Körper und stellt eine einfache Eintrittsmöglichkeit für Mikroorganismen dar. Bakterien können durch den Schlauch oder entlang dessen Außenwand in die Wunde gelangen. Daher gilt der Grundsatz: Drainagen so lange wie nötig und so kurz wie möglich zu belassen. Manipulationen an der Austrittsstelle sind zu vermeiden.
  • Arrosionsblutungen und Verwachsungen: Das starre Ende des Drainageschlauchs kann innere Gefäße verletzen und dadurch zu Blutungen führen. Verwachsungen bilden sich durch fibrinöse Verklebungen, die zu enormen Schäden bei einer unabsichtlichen Entfernung der Drainage, z. B. durch den bzw. die PatientIn bei der Mobilisation, führen können. Des Weiteren kann es durch bindegewebige Verwachsungen in der Peritonealhöhle zu einem Bridenileus kommen.

Praxistipp: So wechselst du eine Redonflasche

Das Wechseln einer Redonflasche ist indiziert, wenn diese mehr als halbvoll gefüllt ist oder der angeordnete Sog nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Dies ist an dem Vakuumbalg, der nicht mehr zusammengezogen ist. Beim Wechsel gehst Du folgendermaßen vor:[6]

  • Du führst eine hygienische Händedesinfektion durch und ziehst Dir Einmalhandschuhe an.
  • Der Drainageschlauch wird flaschennah mit der Schlauchklemme abgeklemmt.
  • Die Schlauchklemme oberhalb der Vakuumflasche wird ebenfalls geschlossen.
  • Es wird ein Bettenschutz untergelegt, um die Verteilung von Sekret oder Blut zu vermeiden.
  • Die Konnektionsstelle an der Vakuumflasche wird desinfiziert (Einwirkzeit beachten) und der Drainageschlauch wird von der alten Flasche getrennt.
  • Es erfolgt die Sprühdesinfektion des Drainageschlauchs (Einwirkzeit beachten).
  • Jetzt kann die neue Redon-Flasche angeschlossen werden. Arbeite mit der Non-Touch-Technik und achte darauf, den Konnektor nicht zu berühren.
  • Du informierst den bzw. die PatientIn, dass das nachfolgende Öffnen der Schlauchklemmen Schmerzen im Wundgebiet verursachen kann.
  • Zuerst öffnest Du die Schlauchklemme an der Vakuumflasche, dann langsam und behutsam am patientennahen Drainageschlauch.
  • Abschließend beobachtest Du den Sekretabfluss und beschriftest die neue Vakuumflasche mit Datum und der Nummer, die die Zahl der stattgefundenen Wechsel anzeigt.
  • Entsorge nun die alte Vakuumflasche und dokumentiere den Wechsel der Redonflasche.

Fazit: Hygiene wird großgeschrieben

Bei dem Umgang mit Drainagen gibt es einiges zu beachten. Bei allen Drainagen ist ein professioneller und fachlich korrekter Umgang jedoch durch eine hygienische Arbeitsweise gekennzeichnet. Die Beurteilung des Sekrets und die richtige Fixierung der Drainage sind wichtige Pfeiler der Patientensicherheit. Durch gekonnte Handgriffe und Fachwissen lassen sich nicht nur Infektionen, sondern auch schwerwiegende Komplikationen vermeiden.

Quellen

[1] Vgl. Kassenbrock, Patrick/ Wild, Ursula/ Sakka, Samir G.: Drainagen in der Intensivmedizin. In: Die Intensivmedizin. 13. Auflage. Hrsg. v. Gernot Marx, Elke Muhl, Kai Zacharowski, Stefan Zeuzem. Berlin: Springer-Verlag GmbH Deutschland 2024, S. 518.

[2] Vgl. Kassenbrock, Patrick/ Wild, Ursula/ Sakka, Samir G.: Drainagen in der Intensivmedizin. In: Die Intensivmedizin. 13. Auflage. Hrsg. v. Gernot Marx, Elke Muhl, Kai Zacharowski, Stefan Zeuzem. Berlin: Springer-Verlag GmbH Deutschland 2024, S. 518-537.

Vgl. Klimpel, Ricardo: Mit Redon und Easy-Flow richtig umgehen. In: Die Schwester. Der Pfleger 8 (2017).

[3] Vgl. Klimpel, Ricardo: Mit Redon und Easy-Flow richtig umgehen. In: Die Schwester. Der Pfleger 8 (2017).

[4] Vgl. Liehn, Margret /Lengersdorf, Brigitte: Drainagen. In: OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf. 7. Auflage. Hrsg. v. Margret Liehn, Brigitte Lengersdorf, Lutz Steinmüller, Rüdiger Döhler. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 2021, S. 21-26.

Vgl. Sitzmann, Franz/ Ullrich, Lothar: Wundmanagement. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 681-682.

Vgl. Liehn, Margret /Lengersdorf, Brigitte: Drainagen. In: OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf. 7. Auflage. Hrsg. v. Margret Liehn, Brigitte Lengersdorf, Lutz Steinmüller, Rüdiger Döhler. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 2021, S. 21-26.

[5] Vgl. Sitzmann, Franz/ Ullrich, Lothar: Wundmanagement. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 682.

[6] Vgl. Klimpel, Ricardo: Mit Redon und Easy-Flow richtig umgehen. In: Die Schwester. Der Pfleger 8 (2017).

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