Wer im pflegerischen Bereich arbeitet, der weiß, wie wichtig die richtige Kleidung am Arbeitsplatz ist. Der Kasack ist nicht nur ein fester Bestandteil der Berufskleidung, weil er zum professionellen Auftreten beiträgt, sondern vor allem aus medizinischen Gründen, da er das Personal vor Kontaminationen durch Körperflüssigkeiten und Keime schützt. Mittlerweile gehört der Kasack fast selbstverständlich zum pflegerischen Personal dazu. Aber das war nicht immer so.
Eine Verlobung mit Jesus
Im Mittelalter trugen die katholischen Ordensschwestern schwarze bis graue Kleider, welche den Wechsel von ihrem alten, sündhaften Leben zu ihrem neuen, religiösen und tugendhaften Leben symbolisieren sollten. Das Kleid sollte neutral sein und die Weiblichkeit der Schwestern nicht unterstreichen. Ziel war es, den sozialen Stand der Schwestern durch die Kleidung unkenntlich zu machen. Die Haube oder der Schleier, den die Schwestern trugen, stand für die Verlobung mit Jesus und sollte jegliche sexuelle Wirkung unterbinden.
Die Tracht der Diakonissen
Im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Diakoniehäuser der evangelischen Kirche und damit auch eine neue Form der Schwestern: die Diakonissen. Die Tracht der Diakonissen war ein Bekenntnis zu den Prinzipien der Diakoniehäuser und repräsentierte die religiöse Überzeugung ihrer Trägerinnen.
Ein Zeichen von Sicherheit
Zur gleichen Zeit trugen die nicht-religiös gebundenen Schwestern eine Schwesterntracht, damit sie deutlich als Krankenpflegerin erkennbar waren. Die Schwesterntracht sollte den PatientInnen Sicherheit und Vertrauen vermitteln und gleichzeitig von Kompetenz zeugen. Jede Pflegeorganisation besaß dabei eine eigene Tracht.
Neue Gesundheitsstandards
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte Robert Koch die medizinische Berufskleidung ein. Hierbei lag der Fokus auf Zweckmäßigkeit, Funktionalität und reduzierter Keimübertragung. Bevorzugt verwendet wurden Stoffe, die kochfest waren und somit mit Dampf desinfiziert werden konnten. Da sich um diese Zeit ein neues Verständnis von Hygiene entwickelte, achtete man auf die Verwendung von hellen Stoffen, da man auf diesen Flecken schneller bemerkte.
Streit um die Tracht der Schwestern
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hitzige Diskussionen um die Berufskleidung der Pflegekräfte geführt. Stimmen gegen die traditionelle Schwesternbekleidung wurden laut und führten an, dass die starke Orientierung an religiösen Werten und Idealen nicht mehr länger mit dem Selbstverständnis weltlicher Krankenpflege vereinbar sei, denn Krankenpflege sollte frei von Religion sein. Gleichzeitig argumentierte die Gegenseite erbittert für die Beibehaltung der Ausgehtracht für Krankenpflegerinnen, damit diese als solche erkennbar blieben und ihre Zugehörigkeit zu ihrer jeweiligen Organisation damit weiterhin symbolisierten. Man war der Überzeugung, dass die Ausgehtracht ein Zusammengehörigkeits- und Verantwortungsgefühl erzeugte. Kritisiert wurde hierbei der Zwang und die Freiheitsbeschränkung der Pflegekräfte bei der Kleiderwahl in ihrer Freizeit.
Hallo, Kasack!
Kasack und Hose haben Kleid und Haube abgelöst. Die heutige Berufskleidung ist unisex und orientiert sich an den neuen Anforderungen unserer Zeit. Er hat zum Ziel sowohl hygienisch, funktionell, nachhaltig als auch hautfreundlich zu sein. Daher kommt der Kasack wie wir ihn heute kennen mit kurzen Ärmeln, Taschen und hautfreundlichen Materialien daher. Die Farbe kann sich dabei je nach Einrichtung und Fachbereich unterscheiden.