Thrombosen sicher erkennen und vorbeugen

So vermeidest Du Komplikationen

Thrombosen sind eine häufige Komplikation im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen. Dabei kann das Auftreten von Thrombosen, vor allem bei HochrisikopatientInnen, durch geeignete Prophylaxemaßnahmen stark reduziert werden. Was die Ursachen einer Thrombose sind, welche Faktoren diese beeinflussen und welche Prophylaxemaßnahmen es gibt, erfährst Du hier.

Ursachen einer Thrombose

Die grundlegenden Elemente, die zur Entstehung einer Thrombose beitragen, beschreibt der deutsche Pathologe Rudolf Virchow bereits 1856 in der Virchow-Trias:[1]

  • Schädigung der Gefäßwand: z. B. nach Verletzungen, bei fortgeschrittenem Alter (>60 Jahre), bei bereits vorliegenden Venenerkrankungen
  • Verlangsamter Blutstrom: z. B. durch Immobilität, Ruhigstellung einer Extremität
  • Veränderte Blutzusammensetzung: z. B. nach Operationen, Sepsis, Exsikkose
Thrombose
Shutterstock_Lia_Russy

Neben der Virchow-Trias gibt es weitere Risikofaktoren, die die Entstehung einer Thrombose fördern können:[2]

  • bekannte Fälle in der Familienanamnese
  • Einnahme von Kontrazeptiva
  • Übergewicht
  • Höheres Lebensalter
  • Rauchen

Oft unspezifische Symptome bei einer Thrombose

Eine Thrombose kann auch stumm ohne klinische Zeichen verlaufen. Das ist besonders gefährlich, da sich auch aus einer symptomfreien Thrombose Komplikationen entwickeln können. Es gibt einige typische Anzeichen, bei der jede Pflegekraft aufmerksam werden sollte:[3]

  • Schwere-/Spannungsgefühl in den Extremitäten
  • Ziehende Schmerzen, ähnlich einem Muskelkater
  • Schwellung und Umfangsdifferenz der betroffenen Extremität, oft mit livider Glanzhaut
  • Fußsohlenschmerz bei Druck auf die mediale Fußsohle
  • Lokale Überwärmung
Thrombose
Foto: Shutterstock/Rabizo Anatolii

Achtung: Komplikation Lungenarterienembolie

Gelöste Thromben können durch die Verschleppung mit dem Blutfluss wichtige Arterien verschließen. Bei der Lungenarterienembolie verschließt ein gelöster Thrombus eine Lungenarterie. Je nach Größe der verschlossenen Arterie werden auch die Symptome unterschiedlich stark wahrgenommen. Typisch sind folgende:[4]

  • Dyspnoe
  • Zyanose, vor allem an den Lippen sichtbar
  • Stechende thorakale Schmerzen
  • Tachypnoe
  • Tachykardie
  • Gestaute Halsvenen
  • Blutdruckabfall
  • Unruhe, starke Angst

Beobachtet eine Pflegekraft diese Symptome, wird sofort das ärztliche Personal verständigt. Der Oberkörper wird hochgelagert, eine Schocklagerung ist kontraindiziert. Die Vitalzeichen werden engmaschig überwacht. Ist der Patient bzw. die Patientin bewusstlos, wird zusätzlich der Blutzucker bestimmt, um eine Hypoglykämie auszuschließen. Die weiteren Maßnahmen erfolgen nach ärztlicher Anordnung.[5]

Thromboseprophylaxe

Um Komplikationen wie eine Lungenarterienembolie oder einen letalen Verlauf zu vermeiden, werden nach der ersten Risikoeinschätzung entsprechende Prophylaxemaßnahmen eingeleitet. Die zwei wichtigsten Elemente der Thromboseprophylaxe werden im Folgenden erläutert. Es gibt weitere Maßnahmen –physikalisch und medikamentös –, die je nach Indikation und Schwere der Erkrankung zusätzlich angeordnet werden können.

  • Mobilisation: Hierbei geht es sowohl um die Frühmobilisation nach einer Operation als auch um geeignete Bewegungsübungen, die der Patient bzw. die Patientin in den Alltag integrieren kann. Bewegungsübungen oder Mobilisation sind nämlich erst dann effektiv, wenn die PatientInnen die Muskelpumpe aktivieren, also aktiv die Beinmuskulatur betätigen.[6] Beispiele für Bewegungsübungen sind unter anderem:
    • Anspannen der Oberschenkelmuskulatur im Liegen, Spannung einige Sekunden halten, entspannen, 3-mal wiederholen
    • Die Füße im Bett gegen einen Widerstand drücken, z. B. am Bettende angebrachte Tennisbälle
    • Zehen krallen und entspannen bzw. Zehen auseinanderspreizen und entspannen oder Füße kreisen lassen
Thrombose
Foto: Shutterstock/RusAKphoto
  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS): MTPS werden immer seltener eingesetzt. Durch die guten Möglichkeiten der medikamentösen Thromboseprophylaxe werden MTPS in vielen Fällen obsolet. In einigen Fällen, zum Beispiel bei HochrisikopatientInnen, werden MTPS ergänzend zur medikamentösen Prophylaxe angewandt.[7] Dabei gibt es einiges zu beachten:[8]
    • Kontraindikationen: pAVK, offene Wunden, Wundheilungsstörungen, dekompensierte Herzinsuffizienz, schwere periphere Polyneuropathie, massive Ödeme
    • Auswahl der richtigen Strumpfgröße durch Ermittlung der Beinlänge und des Wadenumfangs
    • Der korrekte Sitz: Der Strumpf ist faltenfrei, das obere Gummiband sitzt unterhalb der Gesäßfalte, korrekter Fersensitz
    • Es wird in regelmäßigen Abständen der korrekte Sitz kontrolliert. Ebenfalls wird bei der Kontrolle auf Einschnürungen, Druckgeschwüre und Durchblutungsstörungen geachtet
    • Ein Wechsel der MPTS erfolgt alle zwei Tage

Fazit: Gefahr der Thrombose ernst nehmen

Mit steigendem Alter der PatientInnen steigt auch das Risiko für die Entwicklung einer Thrombose.[9] Gerade in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern kumulieren sich diverse Risikofaktoren, die die Entstehung einer Thrombose begünstigen. Pflegekräfte haben die wichtige Aufgabe inne, durch genaue Beobachtung der PatientInnen individuelle Risikofaktoren zu bestimmen und gezielte Prophylaxemaßnahmen durchzuführen. Durch das rechtzeitige Erkennen einer beginnenden Thrombose können letale Komplikationen vermieden werden.

Quellen

[1] Vgl. Haas, Prof. Dr. med. Sylvia: Thromboseprophylaxe nach der Op.: Womit und wie lange? In: MMW – Fortschritte der Medizin 163 (2021), S. 46.

[2] Vgl. Engelen, Kristina/ Grundmann, Felicitas: Thromboseprophylaxe – Grundlagen aus Pflege- und Bezugswissenschaften. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 297-298.

[3] Vgl. Engelen, Kristina/ Grundmann, Felicitas: Thromboseprophylaxe – Grundlagen aus Pflege- und Bezugswissenschaften. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 298.

[4] Vgl. Hohenegger, Mario: Akuttherapie und Pflege bei Lungenembolie. In: Die Schwester. Der Pfleger 11 (2003).

[5] Vgl. Hohenegger, Mario: Akuttherapie und Pflege bei Lungenembolie. In: Die Schwester. Der Pfleger 11 (2003).

[6] Vgl. Engelen, Kristina/ Grundmann, Felicitas: Thromboseprophylaxe – Grundlagen aus Pflege- und Bezugswissenschaften. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 299.

[7] Vgl. Toenges, Dr. med. Rosa/ Weberschock, Dr. med Tanja: Essentials zu der S3-Leitlinie zur Prophylaxe venöser Thromboembolien. In: Akt Dermatol 43 (2017), S. 24-30. Im Internet unter: http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-122166 (letzter Zugriff: 21.08.2024).

[8] Vgl. Engelen, Kristina/ Grundmann, Felicitas: Thromboseprophylaxe – Grundlagen aus Pflege- und Bezugswissenschaften. In: Thiemes Pflege. Das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. Hrsg. v. Susanne Schewior-Popp, Franz Sitzmann, Lothar Ullrich. 13. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG 2017, S. 300.

[9] Rabe, Eberhard/ Bauersachs, Rupert M./ Pannier, Felizitas/ List, Sabine M.: Venenerkrankungen der Beine. In: Robert Koch Institut/ Statistisches Bundesamt: Gesundheitsberichterstattung des Bundes. 44 (2009), S. 9.

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