Die enterale und parenterale Ernährung sind Formen der künstlichen Ernährung. Bei der enteralen Ernährung wird eine Ernährung über den Darm mittels einer Ernährungssonde sichergestellt. Bei der parenteralen Ernährung hingegen erfolgt die Nährstoffversorgung unter Umgehung des Darms über einen venösen Zugang. Dieser Artikel konzentriert sich auf die enterale Ernährung und beschreibt die verschiedenen Sonden, zeigt wichtige Aspekte beim Legen einer Ernährungssonde sowie die korrekte Applikation von Sondennahrung und Medikamenten auf.
Das ist beim Legen einer nasogastralen Ernährungssonde zu beachten
Das Legen einer Ernährungssonde muss geübt werden. Das richtige Handling ist dabei neben der korrekten Vor- und Nachbereitung entscheidend für den Erfolg der Anlage. Hier erfährst Du, worauf bei der Anlage einer Ernährungssonde zu achten ist. [1]
Vorbereitung
- Lege dir das Material bereit (dazu gehören unter anderem Gleitmittel, lokalanästhesierendes Lidocain-Spray, eine geeignete Sonde, ein Becher mit Wasser und Strohhalm, ein Stethoskop, eine 50-ml-Blasenspritze).
- Informiere die PatientInnen über den Ablauf und vereinbare ein Zeichen (z. B. das Heben der rechten Hand), mit dem sie eine Pause einfordern können
- Erkläre den PatientInnen, dass das Legen auch unangenehm sein und z. B. der Würgereiz ausgelöst werden kann
- Messe die Sondenlänge ab, indem Du diese an der Nasenspitze anlegst und über das Ohrläppchen zur Magengrube führst (unterhalb des Schwertfortsatzes). Achte darauf, dass je nach Art der Sonde auch die erforderliche Länge variiert.
- Entferne ggf. Zahnprothesen, lasse die PatientInnen einmal schnäuzen und die Nase reinigen. Reinige den Nasenrücken mit Alkohol, denn die Entfettung lässt die anschließende Fixierung länger halten. Lasse die PatientInnen zur Aspirationsprophylaxe eine sitzende Position einnehmen. Wähle bei bewusstlosen PatientInnen eine halbsitzende Position oder die Seitenlage.
Durchführung
- Desinfiziere Deine Hände und ziehe Schutzhandschuhe an. Auf dem vorderen Drittel der Sonde verteilst Du anästhesierendes Gel. Der Rachen der PatientInnen wird mit lokalanästhesierendem Spray benetzt.
- Den Kopf der PatientInnen leicht nach hinten beugen, sodass der Übergang zwischen Nase und Rachenraum leichter überwunden werden kann. Sonde in das besser belüftete Nasenloch einführen. Nach ca. 10 – 15 cm den Kopf leicht nach vorne beugen, um das Abgleiten der Sonde in die Luftröhre zu verhindern.
- Falls möglich, können die PatientInnen kleine Schlucke Wasser trinken, während Du die Sonde weiter vorschiebst. So kann die Sonde schlucksynchron vorgeschoben werden und gelangt nicht in die Luftröhre.
- Achtung: Nicht mit enormer Kraft oder Gewalt gegen Druck oder Widerstände vorschieben! Treten während des Vorgangs Zeichen von Zyanose, Husten oder veränderte Atemgeräusche auf, wird die Sonde direkt entfernt! In diesen Fällen liegt die Sonde in der Luftröhre.
Nachbereitung
- Fixiere die Ernährungssonde an Nase und Wange mit Pflasterstreifen
- Entferne den Mandrin
- Es gibt drei Möglichkeiten, die korrekte Lage der Ernährungssonde zu kontrollieren. Je nach hausinternem Standard kann das Vorgehen variieren. Vor der Lagekontrolle dürfen keine Substanzen über die Sonde verabreicht werden!
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- Auskultation und Luftinsufflation: Zügig 50 ml Luft bei gleichzeitiger Auskultation im Bereich der Magengrube sondieren. Bei korrekter Lage ist lautes Blubbern zu hören.
- Aspiration von Magensaft: Der aspirierte Magensaft wird mittels Indikatorpapier auf seinen pH-Wert kontrolliert (Werte <4 gelten als akzeptabel).
- Röntgen-Thorax: Dies ist der sicherste Weg, um die einwandfreie Lage zu bestimmen. Dieses Verfahren wird in der Regel nach der Erstanlage durchgeführt.
- Ist eine Lagekontrolle frustran, muss die Sondenlage korrigiert werden, bevor erneut kontrolliert wird.
Die Grundsätze der Pflege bei liegenden Ernährungssonden
Mit der Anlage einer Ernährungssonde ergeben sich besondere Pflegemaßnahmen für Pflegekräfte. Hier findest Du die wichtigsten Pflegemaßnahmen und Grundsätze bei der Versorgung von PatientInnen mit einer Ernährungssonde: [3]
- Vor jeder Applikation von Sondennahrung, Flüssigkeit oder Medikamenten muss eine Lagekontrolle durchgeführt werden (Auskultation und Sondierung von Luft oder Aspiration von Magensekret und pH-Wert-Prüfung).
- Nach jeder Applikation von Sondenkost oder Medikamenten wird die Sonde mit 20 ml Wasser gespült.
- Medikamente und Sondennahrung werden nicht zusammen verabreicht! Es kann zu Verklumpungen und zur Verstopfung der Sonde kommen.
- Bei der Medikamentengabe wird zuerst kontrolliert, ob die angeordneten Medikamente mörserbar sind. Ansonsten erfolgt eine Info an das ärztliche Personal und eine Umstellung der Medikamente. Medikamente werden einzeln gemörsert, aufgelöst und verabreicht. Zwischen der Gabe der jeweiligen Medikamente erfolgt eine Zwischenspülung mit 20 ml Wasser.
- Regelmäßige Durchführung der Mund- und Nasenpflege. Dazu gehören auch die Soor- und Parotitisprophylaxe.
- Fixierung der Sonde regelmäßig kontrollieren. Einmal am Tag wird die Fixierung erneuert und die Sonde wird auf der anderen Wangen- und Nasenlochseite fixiert, um das Dekubitusrisiko zu reduzieren.
- Auch bei Nichtgebrauch sollte die Sonde täglich gespült werden, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten.
Praxis-Tipp: Was macht man bei einer verstopften Sonde?
Bestimmte Medikamente oder inkonsequentes Spülen können zu einer Verstopfung der Ernährungssonde führen. Es gibt jedoch einige Tricks, diese wieder durchgängig zu machen.
Versuche zunächst mit einer leeren Spritze Flüssigkeit zu aspirieren. Mit lauwarmem Wasser kann dann vorsichtig versucht werden, die Sonde freizuspülen. Benutze hierzu eine 20-ml-Spritze, da kleinere Spritzen mehr Druck aufbauen können. Von 10-ml-Spritzen ist abzusehen, da der aufgebaute Druck zu hoch sein kann und es zu einem Platzen der Sonde kommen kann. Du hattest bis jetzt noch keinen Erfolg? Versuche, den Sondenkonnektor auszutauschen. Als letztes Mittel kannst Du kohlensäurehaltige Getränke mit einer Spritze verabreichen und einige Minuten einwirken lassen. Danach kannst Du wieder versuchen, die Sonde mit lauwarmem Wasser freizuspülen. Wenn das alles nicht funktioniert, bleibt nur noch der Austausch der Ernährungssonde.