Die Anlage eines Blasenkatheters ist eine ärztliche Aufgabe, die an dreijährig-examinierte Pflegefachkräfte delegiert werden kann.[1] Dabei ist jedoch ein hoher fachlicher Wissens- und Erfahrungsschatz erforderlich, denn eine unsaubere Arbeitsweise kann bei der Katheterisierung zu Verletzungen und Infektionen führen. In diesem Artikel findest Du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Anlage eines transurethralen Blasenkatheters. Außerdem verraten wir Dir die Grundlagen der Katheterisierung und die häufigsten Fehlerquellen bei der Anlage.
Katheter-Basics
Bei der Katheterisierung gibt es einige theoretische Grundlagen, deren Wissen bei der Anlage eines Blasenkatheters vorausgesetzt wird. Die wichtigsten Themen sind hier zusammengefasst.
Indikation
Es müssen therapeutische oder diagnostische Indikationen für die Anlage eines Blasenkatheters vorliegen. Diese können folgende sein:
- Therapeutisch: akuter Harnverhalt, Spülbehandlung bei urologischen Operationen, Förderung der Wundheilung des äußeren Genitals
- Diagnostisch: Bilanzierung, urodynamische Messung, radiologische Untersuchungen (Urethrographie)
Es werden je nach Indikation verschiedene Lumen und Materialien unterschieden, die auch die Liegedauer beeinflussen.[2]
Katheterarten
- Einmalkatheter: werden nach dem Ablassen des Urins verworfen, können nicht geblockt werden.
- Verweil-/Dauerkatheter: sind in der Regel doppellumig. Ein Lumen zum Ablassen des Urins und ein Lumen zur Blockung. Die Liegedauer hängt von dem Material und den Herstellerangaben ab.
- Spülkatheter: haben ein drittes Lumen, um Flüssigkeit einleiten und Spülflüssigkeiten in die Blase einführen zu können.
Katheterspitzen
- Nélaton: werden primär bei Frauen verwendet. Die Katheterspitze ist gerade, zylindrisch und hat eine abgerundete Spitze.
- Tiemann: werden sowohl bei Männern als auch bei Frauen genutzt. Die Spitze ist gebogen und konisch dünn auslaufend.
Material
- Silikon: Liegedauer von 4-6 Wochen
- Silikonisierte Katheter aus Latex: Liegedauer von bis zu fünf Tagen
Vorbereitung
Zu der Vorbereitung gehört neben der Materialvorbereitung auch die Vorbereitung der PatientInnen und die entsprechende Wischdesinfektion der Oberflächen. Die PatientInnen werden über die Pflegemaßnahme informiert. Da es sich rechtlich gesehen um eine Körperverletzung handelt, muss das Einverständnis der PatientInnen eingeholt werden.[3] Die Intimsphäre der PatientInnen wird gewahrt, indem MitpatientInnen, wenn möglich, zum Verlassen des Zimmers aufgefordert werden und ein Sichtschutz aufgestellt wird. Ebenfalls wird, wenn möglich, eine Katheterisierung von einer Pflegekraft des gleichen Geschlechts durchgeführt. Zudem kann ein Schild an der Tür helfen, die Katheterisierung störungsfrei durchführen zu können.
Eine Intimwaschung ist vor der Katheterisierung in allen Fällen indiziert, um Infektionen zu vermeiden. Das Bett wird auf Arbeitshöhe gefahren, die PatientInnen werden beim Einnehmen der Rückenlage unterstützt, wobei eine unsterile Schutzunterlage unter dem Gesäß positioniert wird.
Durchführung
Katheterisierung bei einer Frau | Katheterisierung bei einem Mann |
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Nachbereitung und Katheterpflege
Die korrekte Lage des ableitenden Systems wird kontrolliert. Es wird darauf geachtet, dass der Katheterbeutel unter Blasenniveau angebracht ist, dabei aber keinen Kontakt mit dem Boden hat. Ebenfalls darf der Katheter nicht abgeknickt sein (Harnstagnation erhöht Infektionsgefahr). Es folgt eine Intimreinigung und die Unterstützung beim Ankleiden. Der Arbeitsplatz wird aufgeräumt, es erfolgt eine Händedesinfektion. Abschließend wird die Pflegemaßnahme dokumentiert.
Bei der Katheterpflege ist folgendes zu beachten:[5]
- Die Reinigung erfolgt vom körpernahen zum körperfernen Ende des Katheters hin.
- Regelmäßige Perinealhygiene, vor allem nach dem Stuhlgang, damit die Keime nicht an den Dauerkatheter gelangen.
- Bei Lagerung über Blasenniveau wird der Beutel vorher geleert und abgeklemmt. Dies ist zu vermeiden, da eine Infektionsgefahr durch Urinrückfluss besteht.
Fehlerquellen vermeiden
Eine Harninkontinenz ist keine Indikation für eine Katheterisierung
Die Indikation zur Anlage eines Blasenkatheters sollte streng überprüft werden. Infektionen und andere Komplikationen wie Drucknekrosen oder Harnröhrenstrikturen können langfristige Folgen haben.[6]
Nosokomiale Infektionen vermeiden
Ein Blasenkatheter gehört zu den häufigsten nosokomialen Infektionsquellen. Mit zunehmender Liegedauer, einer unhygienischen Arbeitsweise oder unzureichender Katheterpflege erhöht sich das Infektionsrisiko.[7]
Blasenkatheter richtig blocken
Der Katheter darf nicht mit NaCl-0,9%-Lösung geblockt werden, da die Lösung auskristallisieren kann und dadurch die spätere Entblockung behindern kann. Beachte dazu immer die Herstellerangaben. In der Regel wird der Katheter mit 10 ml 10-prozentigem Aqua-dest.-Glyzerin geblockt.[8]
Fazit: Anlage nur nach strenger ärztlicher Indikationsstellung
Eine aseptische und hygienische Versorgung des Blasenkatheters reduziert Komplikationen und das Infektionsrisiko. Daher ist das Wissen um die fachlich korrekte Handhabung sowie regelmäßige Schulungen zur praktischen Durchführung wichtig für eine sichere Arbeitsweise. Ist eine Indikation für einen transurethralen Blasenkatheter nicht mehr gegeben, ist dieser direkt zu entfernen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.