Aggressionen bei Demenzerkrankten

Umgang mit Verhaltensänderungen bei Demenz

Plötzliche Stimmungsschwankungen, gesteigerte Gereiztheit und ein sozialer Rückzug bis zur Isolation sind typische Verhaltensänderungen, die bei Menschen mit Demenz zu beobachten sind. Es kann in diesem Zusammenhang auch zu verbaler oder physischer Aggressivität auf Seiten der zu Pflegenden kommen.

Die Differenzierung von Demenz

Demenzielle Erkrankungen unterscheiden sich in Art und Schweregrad. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums leiden circa 60 bis 65 Prozent der an Demenz erkrankten Menschen an der Alzheimerkrankheit. Prozentual absteigend folgen die vaskulären Demenzen, die Kombination beider Erkrankungen und erst dann weitere Subtypen der Demenz. Im Laufe der Erkrankung mit Demenz kommt es zu einer Störung des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, teilweise ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Zusätzlich wird die Aufmerksamkeit, die Sprache, das Auffassungs- und das Denkvermögen sowie die Orientierung beeinträchtigt.

Aggressionen bei Demenzerkrankten: Erkennen und vorbeugen
Shutterstock/Atthapon Raksthaput

Woher die Wutausbrüche kommen

Aggressionen gehören nicht zum klassischen Krankheitsbild der Demenz, sondern entstehen als Reaktion auf die veränderte Wahrnehmung der Menschen mit Demenz. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit tritt aggressives Verhalten bei rund 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auf. Die Aggressionen reichen dabei von Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt, wie Schlagen oder das Werfen von Gegenständen.

Veränderung der Wahrnehmung

Menschen mit Demenz erkennen viele Situationen nicht mehr so klar wie vor der Erkrankung. Sie erkennen ihre Angehörigen nicht mehr oder ihre Umgebung wird ihnen fremd. Es kommt zu einer wachsenden Unruhe, die sich zu einem Gefühl von akuter Bedrohung in vermeintlich harmlosen Situationen steigern kann. Berührungen, Aufforderung oder laute Geräusche können zu Überforderung und dadurch zu Wut und Aggression führen. Auch können Reizüberflutungen Verhaltensänderungen auslösen.

Veränderung der Kommunikationsfähigkeit

Menschen mit Demenz können im Verlauf der Erkrankung die verbale Kommunikationsfähigkeit verlieren. Es wird schwieriger für die PatientInnen ihre Bedürfnisse auszudrücken, was eine gesteigerte Frustration zur Folge hat. Kommt es in der Interaktion mit Pflegenden zu Missverständnissen oder Fehlinterpretationen, kann dadurch aggressives Verhalten entstehen bzw. gefördert werden.

Veränderung der Lebensumstände

In früheren Stadien können Menschen mit Demenz mit geringer Unterstützung oft noch allein leben. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto signifikanter wird der Verlust der geistigen und körperlichen Fähigkeiten bemerkbar. Plötzlich wird die Herdplatte nach dem Kochen nicht mehr ausgestellt, die Person verirrt sich auf dem bekannten Nachhauseweg vom Einkaufen, Angehörige werden nicht mehr erkannt. Das Gefühl, den eigenen Alltag nicht mehr selbständig bewältigen zu können, löst Verzweiflung und Unruhe aus. Kommt es zu einer Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung gibt es viele neue Eindrücke und Strukturen, die zu Reizüberflutung, verstärkter Orientierungslosigkeit, Wut und schließlich Aggression führen können.

Aggressionen bei Demenzerkrankten: Veränderungen
Shutterstock: LightField Studios

Der Umgang mit aggressivem Verhalten bei Menschen mit Demenz

Eine Patentlösung gibt es nicht. Jeder Mensch und jede Situation sind anders. Professionalität hilft, die aggressive Stimmung zu entschärfen. Wir stellen Dir nachfolgend Tipps vor, mit denen du Situationen mit aggressivem Konfliktpotenzial entschärfen kannst.

Ohne Empathie keine Chemie

Aggressives Verhalten ist eine Ausnahmesituation und benötigt ein hohes Maß an Professionalität, um entschärft zu werden. Empathie ist dabei eine wichtige Basis, auf der weitere Maßnahmen aufbauen. Demenziell erkrankte Personen fühlen sich oft hilflos und beunruhigt. Sie befinden sich in Situationen, die sie nicht einordnen können und sind orientierungslos. Das aggressive Verhalten entsteht aufgrund von Ängsten und Verzweiflung. Sei dir bewusst, dass negative Verhaltensänderungen nicht gegen Dich als Person gehen!

Distanz wahren

Befindest Du Dich in einer Situation, in der die an Demenz erkrankte Person bereits auf 180 ist? Verlasse die Situation für einen Moment. Eine kleine Unterbrechung kann die aufgetretenen Aggressionen bei Deinem Gegenüber reduzieren und Frustration mindern. Atme tief durch und gehe mit neuer Energie und Empathie zurück in die Situation.

Validation

Die Validation ist eine Kommunikationstechnik, bei der Du die Gefühle des Menschen mit Demenz als allgemein akzeptiert bestätigst. Akzeptanz, Empathie und Authentizität sind die Grundpfeiler der Validation. Wahrgenommene Gefühle des Demenzerkrankten werden in kurzen prägnanten Sätzen und in einfacher Sprache wertschätzend formuliert. Als Pflegeperson lässt Du Dich auf die Welt des Demenzerkrankten ein, um die Gefühlswelt zu verstehen und dementsprechend akzeptierend und empathisch auf Ängste, Sorgen und Wut einzugehen.

Aggressionen bei Demenzerkrankten: Umgang
Shutterstock/PopTika

Präventionsmaßnahmen

Verhaltensänderungen und Gefühlsausbrüche sind nicht immer vorherzusehen. Es gibt aber einige Tricks, um der Entstehung von Aggression vorzubeugen.

Das A und O: Biographiearbeit

Menschen mit Demenz erinnern häufig noch an traumatische oder einschneidende Situationen aus dem Langzeitgedächtnis. Um Trigger zu vermeiden, sollten sich Pflegekräfte Zeit für die Biographiearbeit nehmen. Das bedeutet, sich mit der Vergangenheit der PatientInnen auseinanderzusetzen – auch im Gespräch mit den Angehörigen. Gibt es Vorlieben der PatientInnen, zum Beispiel Lieblingslieder, die in schwierigen Situationen für Ablenkung und Beruhigung sorgen können? Was sind besondere Erfahrungen im Lebenslauf der PatientInnen? Indem Du Dich mit der Vergangenheit der PatientInnen auseinandersetzt, erfährst du Gründe und Trigger für das aggressive Verhalten.

Die richtige Kommunikation

Auch wenn das Gesagte für Dich keinen Sinn ergibt, bleib ruhig und reagiere verständnisvoll auf Sorgen und Ängste. Lachen oder Necken können als Provokation wahrgenommen werden und sollten deswegen unterlassen werden. Ebenfalls können das Verbessern oder Korrigieren von Sachverhalten oder der Person im Gespräch zu Verwirrungen und Wut führen, weswegen man sich im Rahmen der Validation im Annehmen der von der Person geschilderten Situation üben sollte. Achte auf eine Kommunikation auf Augenhöhe: Nimm die Person mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen ernst. Achte darauf, der Person Zeit und Raum zu geben, auf Fragen zu antworten und das Gesagte zu verarbeiten.

Aggressionen bei Demenzerkrankten: Kommunikation
Shutterstock/DG FotoStock

Eine herausfordernde Krankheit für alle

Eine Demenzerkrankung ist sowohl für Betroffene und Angehörige als auch für Pflegepersonen eine Herausforderung. In schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren ist nicht leicht, vor allem, wenn es sich um aggressiv aufgeladene Konfrontationen handelt. Die Erkenntnisse aus der Biographiearbeit und Dein Empathievermögen erleichtern eine wertschätzende und deeskalierende Kommunikation. Damit fühlt sich Dein Gegenüber wertgeschätzt und ernst genommen. Denk daran: Die Aggression richtet sich nicht gegen Dich als Person. Die Demenzerkrankten wissen sich oft nicht anders zu helfen.

Quellen
  • mind. 23 €/Std.
  • Urlaubsplanung
  • Flexibilität
  • Ansprechperson
  • max. 35 h/Woche
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  • 30 Urlaubstage

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