Egal ob durch eine Operation entstanden oder durch mechanische Verletzungen hervorgerufen: Wunden müssen fachgerecht versorgt werden. Dabei unterscheiden sich sowohl die Behandlungsmöglichkeiten als auch die Wundauflagen je nach Wundheilungsphase. Das Fachwissen über Wunden, ihre Entstehung und die Heilungsphasen sind wichtig, um eine fachgerechte Wundversorgung und damit eine bestmögliche Heilung zu gewährleisten. Im folgenden Artikel erfährst Du alles, was Du für ein fachlich fundiertes Wundmanagement wissen musst!
Arten der Wundentstehung
Wunden können auf unterschiedlichen Wege entstehen. Davon hängt unter anderem das Infektionsrisiko, die Behandlung und die Wundheilung ab. Man unterscheidet:[1]
- Traumatische Wunden: Dazu zählt man mechanische, thermische, chemische und strahlenbedingte Verletzungen. Beispiele sind Platzwunden, Verbrennungen oder Verätzungen.
- Iatrogene Wunden: Darunter versteht man Wunden, die durch ärztliche Eingriffe verursacht werden. Beispiele sind Wunden durch operative Eingriffe, Inzisionen, Punktionen oder Laserbehandlungen. Das Besondere hierbei ist, dass diese Wunden unter aseptischen Bedingungen entstehen und daher sowohl die geringste Infektionsgefahr und die beste Heilungstendenz aufweisen.
- Chronische Wunden: Eine Wunde wird chronisch, wenn sie nach einer Zeit von 4 – 12 Wochen trotz fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen aufweist. Dazu gehören zum Beispiel venöse, arterielle oder diabetische Ulzerationen sowie ein Dekubitus. Die Besonderheit bei chronischen Wunden ist, dass sich die Behandlung auf die zugrunde liegenden Primärerkrankungen konzentriert.
Die Wundheilung
Je nach Entstehungsart unterscheiden sich die Art der Wundheilung und die Wundheilungsphasen. Man unterscheidet die primäre und sekundäre Wundheilung:[2]
- Primäre Wundheilung: Die Wunde wird unter aseptischen Bedingungen (Naht, Klammern, Fibrinkleber) verschlossen. Die Wundränder sind glatt und die Heilung erfolgt infektfrei.
- Sekundäre Wundheilung: Vor allem bei infizierten oder stark verschmutzten Wunden. Die Wunde heilt zeitlich verzögert in einer Wundheilungsphase, die Monate andauern kann. Komplikationen wie Wundheilungsstörungen und Infektionen treten auf.[3] Die Größe der Wunde macht eine direkte Adaption der Wundränder nicht möglich. Der Wundverschluss erfolgt über die Epithelisierung und Granulation von Gewebe, wodurch wulstige Narben entstehen.
So laufen die vier Phasen der Wundheilung ab
Die Wundheilung ist ein komplexer Vorgang. In einem dynamischen Prozess wird der Wundverschluss innerhalb von zwei bis drei Wochen durchlaufen. Die Phasen können nicht streng voneinander getrennt werden und werden je nach Literatur in drei bis vier Phasen differenziert.[4]
1. Phase: Entzündungs-/Exsudationsphase
Entsteht eine Wunde, reagiert der Körper mit einer initialen Blutung, um durch die nachfolgende Blutgerinnung die Heilungsphase einzuleiten. Zusätzlich bilden Thrombozyten einen Pfropf, der ebenfalls zur Blutstillung beiträgt.
Durch Exsudation von Blutbestandteilen und Plasma aus dem verletzten Gewebe beginnt die Wunde mit der Reinigung, indem Bakterien und nekrotisches Gewebe aus der Wunde ausgeschwemmt werden.[5]
2. Phase: Resorptive Phase
Im nächsten Schritt werden nekrotisches Gewebe und in der Wunde vorhandene Mikroorganismen durch Makrophagen entfernt.[6] Diese sogenannten „Fresszellen“ sind an der Infektabwehr beteiligt, indem sie die Reinigung der Wunde stimulieren. Makrophagen produzieren zusätzlich Wachstumsfaktoren, die in den nachfolgenden Phasen die Wundheilung fördern.[7]
3. Phase: Proliferative Phase/Granulationsphase
Während dieser Phase wandern Fibroblasten und Gefäßendothelzellen in die Wunde ein, die sowohl die Kollagenbildung als auch die Gefäßneubildung stimulieren. Es bildet sich rötlich glänzendes gefäß-, zell- und kollagenreiches Granulationsgewebe, das die Wundlücke auffüllt. Die zusätzlich durch Vaskularisation entstandenen neuen Kapillaren fördern durch eine verbesserte Durchblutung die Wundheilung.[8]
4. Phase: Reparative Phase/Epithelisierungsphase
In der letzten Phase der Wundheilung reifen Kollagenfasern aus und führen dazu, dass neues Bindegewebe hergestellt wird. Es wird weniger Gewebewasser produziert, wodurch sich die Wunde nach und nach zusammenzieht. Es kommt zur Epithelisierung, die von den Wundrändern ausgehen und die Wundoberfläche verschließen. Dies kann bis zu mehreren Wochen dauern.[9]
So wählst Du die richtige Wundauflage
Jede Heilungsphase bedarf eines speziellen Wundmanagements, denn eine professionelle Versorgung ist die Voraussetzung für einen ungestörten Heilungsverlauf. Die Wundauflagen werden dabei je nach Bedarf gewechselt. In den fortgeschrittenen Stadien der Wundheilung gilt: Je länger die Wunde verschlossen bleibt und ruht, desto besser. Nichtsdestotrotz sollte eine regelmäßige Inspektion der Wunde und der Wundumgebung erfolgen, um Infektionen oder andere Komplikationen auszuschließen.[10]
- Exsudationsphase: Die Wundauflage ermöglicht in dieser Phase den Abfluss von Wundflüssigkeit und verhindert damit eine Mazeration der Wundränder. Dadurch wird die Gefahr einer bakteriellen Kontamination reduziert. Beispiele für geeignete Wundauflagen sind: Saugkompressen, Wundauflagen aus Schaumstoff oder Hydrofaser, Alginate. Es ist darauf zu achten, dass die Wunde nicht austrocknet. Wunddistanzgitter vermeiden das Verkleben von Wundoberfläche und Wundauflage.
- Resorptive Phase: Je nach Stärke der Exsudation und Größe der Wunde wird auf aufsaugendes Material zurückgegriffen. Bei geringer Exsudation eignen sich zur Versorgung Mullkompressen und luftdurchlässige Wundschnellverbände.
- Granulationsphase: In dieser Phase ist es wichtig, die Wunde nicht durch stark absorbierendes Material austrocknen zu lassen. Ein feuchtes Wundmilieu ist für eine komplikationslose Wundheilung notwendig. Es wird daher primär auf Hydrokolloide oder Alginate zurückgegriffen. Wunddistanzgitter sind hier ebenfalls indiziert.[11]
- Epithelisierungsphase: Während dieser Phase ist ebenfalls auf ein optimales Wundmilieu zu achten und eine Austrocknung zu vermeiden. Geeignet sind Hydrokolloide, Wunddistanzgitter oder auch mit einem Pflaster verschlossene Mull- oder Vlieskompressen.[12]
Fazit: Dein Fachwissen ermöglicht eine optimale Wundheilung
Indem Pflegekräfte Wundheilungsphasen erkennen und präzise bestimmen können, werden entsprechende Wundauflagen gewählt, die die jeweilige Wundheilungsphase gezielt stimuliert und die Wundheilung positiv beeinflusst. Bist Du Dir unsicher, welche Wundauflage sich für eine Wunde eignet, können WundmanagerInnen konsultiert werden.