Viele ältere Menschen bewegen sich zu wenig. Vor allem in Pflegeeinrichtungen verschärft sich diese Problematik, da nicht nur Kraft und Motivation fehlen können, sondern auch die fachlich qualifizierte Unterstützung. Regelmäßige Bewegung kann dabei viele Gesundheitsprobleme vermindern und Risiken für bestimmte Erkrankungen reduzieren. Mit bestimmten Pflegemaßnahmen kannst Du die Bewegungsförderung in Pflegeeinrichtungen vorantreiben. Wie das funktioniert, erfährst Du hier.
Mobilität im Alter: Warum Bewegung so wichtig ist
Bewegung stärkt Körper und Psyche – auch im Alter. Bewegung im Alltag regt den Stoffwechsel an, versorgt die Muskeln mit Nährstoffen und Sauerstoff und stärkt die Koordination. Zahlreiche positive und präventive Prozesse werden durch Bewegung in Gang gesetzt. So reduziert sich unter anderem das Risiko für die Entstehung von Dekubitus, Kontrakturen, Pneumonien oder Obstipation bis hin zu Stürzen. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Förderung und Ermöglichung der sozialen Teilhabe und der Selbstbestimmung des pflegebedürftigen Menschen. Die Fähigkeit zur eigenständigen Bewegung und Mobilität sollte daher nicht unterschätzt werden.[1]
Keine Bewegung = Pflegebedürftigkeit?
Im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen haben Pflegekräfte in den meisten Fällen vornehmlich mit älteren Menschen zu tun. Dabei kennt jede Pflegekraft PatientInnen oder BewohnerInnen, die initial selbstständig mobil waren und durch ein Sturzereignis starke Mobilitätseinbußen hinnehmen mussten. Diese Einschränkungen in der Mobilität bedeuten auch immer Einschränkungen in der Selbständigkeit und Selbstbestimmung.
Individuelle Faktoren wie der Krankheitsverlauf, Schmerzen oder andere Symptome können die Bewegungsfähigkeit einschränken. Das Problem dabei: Je älter der Mensch, desto schneller bauen die Muskeln ab.[2] Wenn sich dazu noch Personalengpässe und Zeitmangel mischen, wird die Bewegungsförderung zu einem Ding der Unmöglichkeit.
Jede Bewegung zählt
Umso wichtiger ist es, sich dem hohen Wert der Bewegungsförderung in der täglichen Pflege bewusst zu sein und je nach Möglichkeitsrahmen zu priorisieren. Wie eine gelungene Bewegungsförderung in der Pflegepraxis aussehen kann, haben wir Dir in unseren fünf Tipps zusammengestellt:[3]
- Die Basics: Eine grundlegende Aufgabe vor jeder Mobilisation ist es, eine sichere Umgebung für die pflegebedürftige Person zu schaffen. Entferne Stolperfallen wie herumliegende Gegenstände, Kabel oder Hilfsmittel, die ungünstig platziert sind. Die zu mobilisierende Person sollte geeignete Kleidung und festes Schuhwerk tragen, wenn möglich kein OP-Hemdchen. Sind keine Schuhe vorhanden, können Stoppersocken genutzt werden.
- Hilfsmittel nutzen: Je nach Bedarf der pflegebedürftigen Person sollten entsprechende Hilfsmittel angepasst und verwendet werden. Mobilisation und Bewegung sind wichtig, aber der Transfer in einen Rollstuhl oder einen Lehnstuhl ersetzt nicht die Bewegungsförderung an sich.
- Ressourcen nutzen: Im Rahmen des Anamnesegesprächs und täglicher Beobachtung können Ressourcen ausfindig gemacht werden, an die langfristig angesetzt werden kann. Das eigenständige Aufsetzen oder Gehen von kurzen Strecken sowie die selbstständige Bewegung der Arme oder Beine sind wertvolle Ressourcen, die genutzt werden können, um die Mobilität der PatientInnen oder BewohnerInnen zu erhalten. Genauso müssen aber auch Sorgen und Ängste, beispielsweise vor Sturzereignissen, ernst genommen werden.[4]
- Bewegung integrieren: Kleinere Aufgaben, wie das Falten der eigenen Wäsche oder Zähne putzen, können sinnvolle Impulsgeber für die tägliche Bewegung sein. Welche Alltagsaktivitäten der Mensch bewältigen kann, hängt von vielen individuellen Faktoren ab und muss in enger Zusammenarbeit mit den PatientInnen oder BewohnerInnen gemeinsam festgelegt werden.
- Anleitung von Angehörigen: Eine große Unterstützung können Angehörige nach einer entsprechenden Schulung sein. Sie können die pflegebedürftige Person motivieren, bei Bewegungsprozessen unterstützen und durch ihre Anwesenheit Ängste nehmen. Selbstverständlich ist eine ausführliche Schulung der Angehörigen und das Beisein einer qualifizierten Pflegekraft in den ersten Tagen wichtig, um die Patientensicherheit zu gewährleisten.
Konkrete Beispiele für die Bewegungsförderung bei bettlägerigen PatientInnen oder BewohnerInnen
- Passive Bewegungsübungen, wie das Dehnen oder Durchbewegen der Extremitäten. PhysiotherapeutInnen können dabei helfen, zu bestimmen, welche Übungen sich besonders eignen.
- Aktive Bewegungsübungen, die PatientInnen oder BewohnerInnen eigenständig durchführen können:
- Füße kreisen
- Beine anziehen
- Mit den Armen rudern
- Wäscheklammern mit den Fingern drücken
- Puzzeln
- Handgelenke kreisen
- Therapie- oder Massageball zusammendrücken
Fazit: Bewegungsförderung in der Pflege ist mehr als Mobilisation und Transfer
Bewegung erfüllt wichtige Funktionen im Leben eines Menschen und wirkt sich positiv auf viele Lebensbereiche aus. Bei pflegebedürftigen Menschen, die auf Unterstützung bei der Mobilisation angewiesen sind, ist eine adäquate Bewegungsförderung entscheidend, um die Bewegungsfähigkeit und Selbstständigkeit zu erhalten. Schon kleinere Übungen oder Aufgaben können eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen der Bewegungsförderung sein.