Einige KollegInnen haben das Talent, einen ereignislosen Dienst in der Übergabe auf einen zwanzig-minütigen Monolog auszudehnen, andere KollegInnen vergessen gerne mal wichtige Details und wieder andere wissen mehr über die Kinder und EnkelInnen der PatientInnen als über den aktuellen Therapieverlauf. Wie eine perfekte Dienstübergabe gelingen kann und was überhaupt in eine Übergabe gehört und was nicht, erfährst Du hier.
Übergabe ist nicht gleich Übergabe
Es gibt zwei beliebte Formen der Dienstübergabe in der Pflege. Dabei ist es stations- oder einrichtungsspezifisch, für welche Form der Übergabe sich entschieden wird. Beide Formen der Übergabe haben verschiedene Vor- und Nachteile, die wir Dir jetzt vorstellen: [1]
Die Übergabe am Patientenbett
Die zuständige Pflegekraft gibt wichtige Informationen am Patientenbett im Beisein des Patienten an die nächste zuständige Pflegekraft weiter. [2]
Vorteile:
- Die PatientInnen können aktiv in das Gespräch einbezogen und nach ihrem Befinden gefragt werden.
- Die PatientInnen werden über den aktuellen Stand der Therapie informiert.
- Die nachfolgende Schicht kann sich ein Bild von den PatientInnen machen und sieht diese bereits unabhängig von dem ersten Rundgang.
Nachteile:
- Bei Mehrbettzimmern kann es für PatientInnen unangenehm sein, über ihren Krankheitsverlauf oder bestimmte Probleme zu reden.
- Im Fachaustausch mit den KollegInnen besteht die Gefahr, über die PatientInnen hinweg zu reden anstatt mit ihnen. Die Nutzung von Fachbegriffen sollte reduziert werden, damit die PatientInnen verstehen, worüber gesprochen wird.
- Durch den engen Kontakt mit den PatientInnen kann sich die Übergabe in die Länge ziehen, wenn diese viele Fragen haben oder pflegerische Maßnahmen einfordern.
- Der Datenschutz kann in Zwei- oder Mehrbettzimmern nicht gewahrt werden.
- Oft werden Vor- oder Nachbesprechungen vor dem Zimmer geführt. Diese können leicht mitgehört werden.
Die mündliche Übergabe im Team
Dies ist die gängigste Form der Übergabe. Sie findet im Dienstzimmer mit dem gesamten Team statt.
Vorteile:
- Jede Pflegekraft ist über jede/n PatientIn informiert.
- Bei Unklarheiten kann direkt nachgefragt werden.
- Diskussionen über Therapieerfolge bzw. entsprechende Pflegehandlungen sind im Team möglich.
- Der Datenschutz wird gewahrt, da Unbefugte das Dienstzimmer während der Übergabe nicht betreten.
Nachteile:
- Tendenz zum Abschweifen ist häufiger gegeben.
- Längere Dauer, weil jede Pflegekraft ihren Bereich übergibt.
Der Inhalt – was ist überhaupt wichtig?
Vorweg sei gesagt: Konkret kann man diese Frage nicht genau beantworten. Selbst „Kleinigkeiten“ wie der nachmittägliche Besuch können relevant für die Übergabe sein, wenn die PatientInnen beispielsweise nach dem Besuch aufgewühlt sind. Hierbei ist es besonders wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Punkte relevant für die nächste Schicht sein können.
Allgemeine strukturelle und organisatorische Fragen können zu Beginn der Übergabe geklärt werden. Danach kannst Du ins Detail gehen und nach und nach bei jedem Patienten bzw. jeder Patientin Auffälligkeiten und Besonderheiten beschreiben. Dazu gehört auch die Darstellung der laufenden Versorgung, die Beschreibung des Ist-Zustands der PatientInnen und patientenbezogene organisatorische Details. Pro PatientIn erwähnst Du die noch ausstehenden Aufgaben.[3]
Für eine Übergabe müssen unter anderem auch die Rahmenbedingungen stimmen. Wie das geht und wie Du mehr Effizienz und Struktur in Deine Übergabe bringst, zeigen Dir unsere Tipps.
5 Tipps für mehr Effizienz und Struktur
- Vermeide Ablenkungen: Eine ruhige und konzentrierte Umgebung ist wichtig für eine ungestörte Übergabe. Patientenklingeln, das Stationstelefon oder Stationsärzte können während der Übergabezeit zu Unterbrechungen führen. Während der Übergabe sitzt nur die übergebende Pflegekraft im Dienstzimmer. Die anderen Pflegekräfte im Dienst kümmern sich um die Patientenklingeln und andere Anliegen, um eine ungestörte Übergabe zu gewährleisten.
- Struktur ist die halbe Miete: Strukturiere Deine Übergabe, indem Du bei einem Patienten bzw. bei einer Patientin von allgemeinen organisatorischen Anliegen zu spezifischen Besonderheiten in der Pflege oder im Krankheitsverlauf kommst. Erläutere ausstehende Aufgaben und komme erst dann zum nächsten Patienten. Notiere Dir Wichtiges in Deinem Dienstverlauf, damit Du es bei der Übergabe nicht vergisst.
- Wahre Deine Professionalität: Bleibe sachlich und objektiv in der Übergabe, vermeide wertende Ausdrücke. Ein No-Go ist es, sich über die PatientInnen lustig zu machen!
- Die Übergabe ist kein Kaffeeklatsch: Nach der Übergabe sollte es Zeit für Nachfragen geben. Unterbrich Deine KollegInnen nicht, während diese noch am Erzählen sind, sondern notiere Dir Deine Fragen und komme am Ende der Übergabe darauf zu sprechen. Persönliche Gespräche, witzige Anekdoten zu den PatientInnen oder die Tatsache, dass die Tochter des Patienten bald heiratet, gehören nicht in eine Übergabe.
- Auf das Wesentliche konzentrieren: Kennen die KollegInnen die PatientInnen, brauchst du nicht mit der Vorgeschichte starten. Konzentriere Dich auf die relevanten Aspekte, wie den Ist-Zustand, Auffälligkeiten, Besonderheiten und anstehende Termine oder Therapieanpassungen. Anders sieht das natürlich bei Neuaufnahmen aus oder bei KollegInnen, die die PatientInnen nicht kennen. Hier kannst du mehr ins Detail gehen und einen kurzen Abriss der Krankengeschichte geben. Verliere Dich nicht in Details, sondern orientiere Dich an den wichtigsten Punkten der Anamnese und Krankengeschichte.
Fazit: Die meisten Fehler entstehen durch schlechte Kommunikation
Damit die Patientensicherheit und die Versorgung gewährleistet sind, ist eine adäquate Informationsweitergabe unabdingbar. Um eine gute Übergabe zu halten, ist es wichtig, Dich und Deine Gedanken zu strukturieren. Bleibe professionell, vermeide wertenden Jargon und lasse deine KollegInnen ausreden. Je nachdem, ob Deine Station oder Deine Einrichtung die Übergabe im Team oder am Bett präferiert, unterscheiden sich auch die Anforderungen an Deine Kommunikation. Eine klare und verständliche Formulierung von Informationen helfen in jedem Fall, Missverständnisse zu vermeiden.