Extremwetterlagen können die Gesundheit von Menschen stark belasten. Allen voran stellt Hitze als Wärmebelastung ein besonderes Gesundheitsrisiko für bestimmte Patientengruppen, aber auch für Pflegekräfte dar. Daher ist es besonders wichtig, Anzeichen von hitzeassoziierten Gesundheitsproblemen zu erkennen und dementsprechend zu handeln.
Wem Hitze besonders schadet
Unser Körper versucht, seine Kerntemperatur zu halten, indem sich beispielsweise die Blutgefäße weiten oder die Schweißproduktion verstärkt wird. Dadurch versucht der Organismus Wärme an die Umwelt abzugeben und sich abzukühlen.
Bei älteren Menschen ist die Anzahl der Schweißdrüsen reduziert, wodurch die Abgabe von Wärme über die Haut langsamer einsetzt. Zusätzlich beeinflusst Hitze den Verlauf von chronischen Erkrankungen: Vor allem bei Nieren- oder Herzerkrankungen liegt oft eine Flüssigkeitsbeschränkung vor, die auch bei warmen Temperaturen beachtet werden muss. Menschen mit Demenz können Hitze und die daraus resultierenden Gefahren oft nicht richtig einschätzen und passen ihr Verhalten nicht an, zum Beispiel indem sie ausreichend trinken. Auch Schluckbeschwerden, Bewegungseinschränkungen oder Inkontinenz sind Beschwerden, die im fortgeschrittenen Alter vermehrt auftreten und durch Hitze beeinflusst werden, indem die Trinkmenge absichtlich, zum Beispiel aus Angst vor dem Toilettengang, oder unabsichtlich, zum Beispiel durch Bettlägerigkeit, reduziert wird. Zusätzlich nimmt auch das Durstgefühl im Alter ab. Der entstehende Flüssigkeitsmangel wird häufig erst durch folgende Symptome deutlich:
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsstörungen
- Trockene Schleimhäute
- Schwindel
- Übelkeit
- Gerötete überwärmte Haut
- Erhöhte Atemfrequenz
- Verwirrtheitszustände
Hitzeassoziierte Gesundheitsprobleme: Hyperthermie und wichtige Sofortmaßnahmen
Unter Hyperthermie versteht man die Unfähigkeit der thermoregulatorischen Mechanismen des Körpers, die Körperkerntemperatur bei 37 °C zu halten. Die Ursachen von Hyperthermie sind vielfältig [1]:
- Flüssigkeitsmangel
- Fehlende oder verminderte Fähigkeit zu schwitzen
- Aufenthalt in sehr heißer Umgebung
- Übermäßige körperliche Aktivität
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Unangemessene Kleidung
Die Symptome reichen von erhöhter Körpertemperatur über gerötete und überwärmte Haut bis hin zu Tachykardie, Bewusstseinsveränderungen und in seltenen Fällen Krampfanfällen.
Es werden unterschiedliche Formen der Hyperthermie unterschieden [2]:
Hitzekollaps
Durch die wärmebedingte Weitstellung der Blutgefäße kommt es zu Blutdruckabfall, Schwächegefühl und Übelkeit. Bei langem Stehen bei warmen Temperaturen kann das Blut in die Peripherie des Körpers wandern (z. B. Hände und Füße), sodass das Gehirn über den Blutkreislauf nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
- Symptome: Schwächegefühl, Hypotonie, Schwindel, Übelkeit, Bewusstlosigkeit
- Sofortmaßnahme: Flachlagerung und Flüssigkeitszufuhr sofern möglich
Hitzekrämpfe
Durch das hohe Schwitzen bei schwerer körperlicher Arbeit in hoher Umgebungstemperatur entsteht ein Mangel an Natriumchlorid, der Krämpfe und Muskelzuckungen bedingt.
- Symptome: Muskelschmerzen oder -krämpfe, Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit
- Sofortmaßnahme: orale Zufuhr von Elektrolytlösungen
Hitzschlag
Durch eine hohe Umgebungstemperatur bei gleichzeitig behinderter Wärmeabgabe überhitzt der Körper. Der Körper kann sich nicht mehr selbständig runterkühlen. Es handelt sich um eine akut lebensbedrohliche Situation!
- Symptome: Körpertemperatur > 40,5 °C, heiße und trockene Haut, Kopfschmerzen, Übelkeit, Tachykardie, Verwirrtheit, Bewusstseinseintrübungen, Bewusstlosigkeit
- Sofortmaßnahmen: Unterbringung in kühler, schattiger Umgebung, lauwarme Getränke, Sicherstellung der Vitalfunktionen, Schocklagerung, notärztliche Behandlung
Prävention bei Hitze
Mit folgenden Maßnahmen kannst du Pflegeempfänger vor hitzeassoziierten Gesundheitsproblemen schützen und die Risiken von Dehydration minimieren. [3]
- Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr: Unter der Berücksichtigung von Einfuhrbeschränkungen sollte regelmäßig zum Trinken animiert werden. Getränke sollten sich in Griffnähe der PatientInnen befinden. Frage, wenn möglich, auch nach persönlichen Vorlieben.
- Leichte Kostform: An heißen Tagen unterstützen wasserreiche Lebensmittel die Flüssigkeitsaufnahme. Schwere, fettreiche Kost sollte durch leichte Kost ersetzt werden.
- Richtige Kleidung: Ist es am Morgen noch kühl und steigen die Temperaturen im Tagesverlauf an, kann der sogenannte Zwiebellook Abhilfe schaffen, bei dem Kleidungsstücke geschichtet angezogen und je nach Bedarf ausgezogen werden können. Helle und luftige Kleidung eignet sich besonders an heißen Tagen. Achte auf eine schützende Kopfbedeckung, falls sich die Person an warmen Tagen draußen aufhält.
- Tagesgestaltung: Vor allem über die Mittagszeit sollten anstrengende Tätigkeiten vermieden werden. Morgens und abends kann gelüftet werden, tagsüber hingegen sollten Vorhänge und Jalousien geschlossen bleiben.
- Besonderheiten bei Bettlägerigkeit: Statt einer Decke kann bei heißen Temperaturen ein Laken verwendet werden. Achte darauf, so wenig Lagerungshilfen wie möglich zu verwenden, um vermehrtes Schwitzen zu verhindern.
Aufgepasst: Maßnahmen zum Selbstschutz
Die Pflege ist an sich schon eine schweißtreibende Angelegenheit; besonders hohe Temperaturen machen die Arbeit dabei noch anstrengender. Deine PatientInnen kannst Du nur gut versorgen, wenn Du selbst gesund und fit bist. Dazu gehört auch, dass Du Dich ausreichend vor Hitze schützt. Was dabei für die PflegeempfängerInnen gilt, gilt auch für Dich! Daher hier einige Maßnahmen zum Selbstschutz [4]:
Meide direkte Sonneneinstrahlung, lüfte früh morgens und abends, dunkle die Räume bestmöglich ab. Achte auf Dich und Deine Gesundheit: Wenn Du merkst, dass die Hitze Dir zu schaffen macht, lege Pausen ein und trinke ausreichend. Kleine Tricks wie Erfrischungssprays oder Handventilatoren können Abhilfe schaffen; an besonders heißen Tagen kann auch ein in kaltes Wasser getränktes Handtuch um den Nacken helfen, um Dich abzukühlen.
Fazit: Hitze nicht verharmlosen
Hohe Temperaturen bedeuten vor allem für ältere Menschen ein besonderes Gesundheitsrisiko: Ein vermindertes Durstgefühl, die veränderte Körperphysiologie und eventuelle Bewegungseinschränkungen können zu einer Dehydration führen, die vor allem bei Hitze schwerwiegende Folgen haben kann. Aber nicht nur Deine PatientInnen können unter hohen Temperaturen leiden, auch Du als Pflegekraft solltest die Auswirkungen von Hitze auf Dich und Deinen Körper nicht unterschätzen!